Putzarten und ihre Besonderheiten

Ambiente und Bauphysik in Harmonie

Bauherren und Architekten stellen bei Innen- und Aussenwänden Ansprüche an Farbe, Struktur und Bauphysik. Mineralische Putze bauen beim Abbinden und Austrocknen ein Kapillarsystem im Putzgefüge auf, das kurzfristig hohe Luftfeuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann. Mineralische, natürliche Bindemittel wie Gips und Kalk werden deshalb seit Jahrhunderten besonders bevorzugt.

Mineralische Oberputze

Seit über 100 Jahren steht Edelputz für Dauerhaftigkeit und zeitlose Schönheit. Edelputz ist ein hochwertiger mineralischer Trockenputz. Ökologisch einwandfreie und lokale Rohstoffe, wie Weisskalk, Weisszement und Marmorsand garantieren dauerhafte und ansprechende Oberflächen. Unterschiedliche Strukturen, Farbtöne und Körnungen schaffen eine ausdrucksvolle und individuelle Oberflächengestaltung. Edelputze sind grundsätzlich lichtecht und wetterfest. Durch ihre mineralische Zusammensetzung erzielen sie eine höchst mögliche Diffusionsoffenheit. Eine einfache Verarbeitbarkeit und seine hohes Leistungsspektrum machen Edelputz zu einem beliebten Gestaltungselement für Innenräume und Fassaden.

Pastöse Oberputze

Anfang des 20. Jahrhunderts in der ehemaligen DDR eher durch Zufall entdeckt, gilt Silikonharz als bevorzugtes Bindemittel für pastöse Oberputze. Derart ausgerüstete Oberputze besitzen eine mikroporöse Oberfläche, die extrem wasserabweisend ist und sogar zum sogenannten Lotuseffekt führen kann, bei dem das Wasser von der Oberfläche abperlt. Für die Formulierung von Silikonharzputzen und -anstrichen werden Silikonharze in Form einer wässrigen Emulsion mit speziellen Polymerdispersionen kombiniert.

Gips-Kalk- und Kalk-Gipsputze

Gips gehört neben Lehm zu den ältesten von Menschen verwendeten Bindemitteln. Es ist ein in der Natur häufig vorkommendes Gestein, das als Sediment durch Ausfällung aus verdunstetem Meerwasser vor über 200 Millionen Jahren entstand. Gipsputze zeichnen sich durch Schwindfreiheit und ihre feuchtigkeitsregulierende Wirkung aus. Sie sind nur im Innenbereich zu verwenden. Die Herstellung von Baugips erfordert nur einen geringen Einsatz fossiler Brennstoffe. Aus dem Rohgestein unserer eigenen Steinbrüche Melbach und Bex entstehen die hochwertigen GREUTOL Gipsprodukte: Spachtel, Glätter, Weissputz und Grundputz.

Auch Kalk ist ein seit Urzeiten verwendetes Bindemittel. Seine Entdeckung beruhte darauf, dass an Feuerstellen Kalksteine trockneten und «entsäuerten». Der gebrannte, «entsäuerte» Kalkstein wurde gemahlen und unter heftiger Reaktion mit Wasser abgelöscht. Das so entstandene Kalkhydrat wird seit Menschengedenken als Bindemittel für Mörtel, Betone und Estriche verwendet. Die Herstellung wasserfester Kalkmörtel wurde nachweislich von den Römern systematisch und erfolgreich praktiziert. Römische Betone sind in ihren Eigenschaften heutigen Betonen z.T. sogar überlegen. Für seine Mörtel benutzte das Römische Reich Luftkalke, hydraulische Kalke sowie natürliche und synthetische Puzzolane. Die Entdeckung des Romankalks 1756 durch John Smeaton folgte der Erkenntnis, dass der Tonanteil im Kalkstein massgeblich ist. Er bewirkt die Festigkeitsentwicklung und Abbindefähigkeit unter hydraulischen Bedingungen. Besondere Bedeutung bekommt diese Eigenschaft bei der Verwendung von Sanierputzen für feuchte und salzhaltige Untergründe sowie für Kalkputze in der Denkmalpflege.
Für Kalkputze werden Luftkalke, hydraulische Kalke sowie Kombinationen aus beiden eingesetzt. Kalkputze sind diffusionsoffen, haben eine ebenso gute Feuchteaufnahmefähigkeit wie Gipsputze und wirken feuchtigkeitsregulierend auf das Raumklima. Kalk-Gipsputze verbinden die Vorteile von Gips und Kalk. Aufgrund seiner natürlichen Alkalinität ist Kalk seit jeher ein beliebter Anstrich für Kellerräume, Speisekammern und Küchen. Die natürliche Alkalinität bietet Bakterien und Mikroorganismen keinen Lebensraum.

Kalk-, Kalkzement- und Zementputze

Auch der Ursprung des heutigen Zements geht auf die alten Römer zurück. Die Bautechnik mit Gussmauerwerk nannten die alten Römer «Opus Caementitium». Im Französischen entstand daraus das Wort «ciment». Unter dem Begriff Zement wird heute ausschliesslich ein hydraulisches Bindemittel verstanden.

Heute verwendeter Portlandzement ist ein hydraulisches Bindemittel, das beim Sintern bei rund 1450 °C von Kalk und Ton entsteht. Der energetische Aufwand zur Herstellung von Portlandzement ist daher sehr gross. Die chemische Zusammensetzung von Zement unterscheidet sich aufgrund der Umwandlung unter hohen Temperaturen von jener hydraulischer Kalke.

Dem reinen Portlandzementklinker werden Erstarrungsregler, wie z.B. Gips und Zusatzstoffe zugegeben. Hierzu zählen u.a. Puzzolane und latent hyraulische Stoffe. Ähnlich wie im alten Rom kommen unterschiedliche Zusatzstoffe in Zementen zum Einsatz, um besondere Eigenschaften zu erzielen: Aschen, Schlacken, natürliche und synthetische Puzzolane (z.B. Ziegelmehl).

Kalk-Zementputze vereinen die Vorteile von Kalk und Zement. Gezielte Kalkbeigaben können die durch den Zement bedingten Eigenschaften, wie hohe Festigkeit und Dauerbeständigkeit, in Richtung einer verbesserten Verarbeitbarkeit von Putzen ergänzen. Solche Putze sind neben der Anwendung in Wohnräumen besonders auch für Feuchträume, Treppenhäuser mit hoher mechanischer Belastung sowie im Innen- und Aussenbereich einsetzbar.

Dünnschichtputze

Im Gegensatz zu den genormten, einlagigen Unterputzen mit Mindestputzstärken von 10 mm oder 15 mm werden Dünnschichtputze in einer Putzdicke von nur 3 mm bis 6 mm ausgeführt. Im Regelfall wird planebener Putzgrund etwa 4 mm dick verputzt. Es ist zu beachten, dass mit dem Dünnschichtputz bei hierfür üblichen Putzdicken maximal Ebenheitstoleranzen von 2 mm bis 3 mm ausgeglichen werden können. Grundsätzlich ist der Putzgrund daher massgenauer als üblich zu erstellen. Die oft genannten Ebenheitstoleranzen zwischen nichtflächigem Untergrund und flächenfertiger Wandfläche von 5 mm können mit Dünnschichtputzen nicht ausgeglichen werden.

Klebe- und Armierungsmörtel

Baukleber und Spachtelmassen sind universell anwendbare Klebe- und Ausgleichsmörtel. Baukleber finden Verwendung als Haftbrücken auf glatten, kritischen Untergründen. Oft werden sie auch zum Überspachteln von aufgerauten oder rauen Unterputzen vor dem Aufbringen von feinkörnigen Oberputzen verwendet. Von grosser Bedeutung sind Spachtelmassen auch als aufgespachtelte Putzarmierung mit eingelegtem Armierungsgewebe auf Leichtunterputzen bzw. Gewebespachtelungen.

Flächen- und auch Diagonalarmierungen können eine Rissbildung nicht sicher verhindern, wohl aber deren Risiko verringern. Zum Einbringen des Armierungsgewebes muss die Spachtelmasse mineralisch gebunden sowie kunstharzmodifiziert und auf den Unter- und Oberputz abgestimmt sein. Der Armierungsmörtel muss mit der Oberfläche des Gewebes einen ausreichenden Verbund eingehen.

 

Alt- und Umbau Innenwände

Gestaltung

Renovierte Räume verströmen mit sichtbaren Putzstrukturen und Farben ein neues Ambiente.

Anforderungen

Die Sanierung von technischen Installationen wirkt sich massgeblich auf bestehende Innenwände und Decken aus.

Untergründe

Alte Wandbaustoffe, die als Putzuntergründe vorgefunden werden, sind sorgfältig zu untersuchen, bevor neue Putze aufgetragen werden.